epilepsie-tagebuch

Joy hat Epilepsie

Als Joy am 3.Oktober 1999 - sie hatte gerade gefressen und sich in ihren Korb gelegt - im Alter von 19 Monaten ihren ersten Anfall bekam, waren wir natürlich geschockt. Als wir es bemerkten, lag sie auf der Seite, die Beine von sich gestreckt, das Maul weit aufgesperrt und gab röchelnde, schmatzende Geräusche von sich. Irgendwann fing sie mit den Beinen zu rudern (so als ob sie laufen würde) und zu speicheln an. Ich rief nachdem der Anfall vorüber war - nach etwa 1,5 bis 2 endlos erscheinenden Minuten - sofort in der Tierklinik an.

Es war Sonntag und so fuhren wir mit ihr sofort zum Notdienst in diese Tierklinik (bei der wir damals eigentlich noch gar nicht in Behandlung waren). Der diensthabende Tierarzt untersuchte sie gründlich und gab uns Diazepam-Zäpfchen mit, die zur Beruhigung dienen, im Falle, daß ein Anfall länger als 3-4 Minuten dauert oder mehrere Anfälle hintereinander auftreten.

Da wir zu dem damaligen Zeitpunkt eigentlich bei einem anderen Tierarzt in Behandlung waren, (dieser aber an besagtem Tag keinen Notdienst hatte) suchten wir ihn gleich am nächsten Tag auch nochmal auf, um ihn nach seinem Rat zu fragen. Er gab uns Tabletten mit und meinte, wir sollten Joy einfach eine davon täglich geben. Wenn sie "wie besoffen" wirken würde, sollten wir die Dosis immer weiter verringern, wenn sie wieder einen Anfall bekommt, eben wieder erhöhen. Leider wußten wir es nicht besser und befolgten seinen Rat.

Nach dem zweiten Anfall, am 14.Oktober ließen wir ein großes Blutbild machen, allerdings war nichts auffälliges zu erkennen, d.h. unser "noch" Tierarzt erzählte uns, Joy hätte zu hohe Leberwerte und verordnete unserem Hund dann eine wochenlange homöopathische Therapie. Als es ihr natürlich nicht besser ging, nahm ich Kontakt zu einem epilepsieerfahrenen Tierarzt in Essen auf und ließ ihm die Blutergebnisse zufaxen und ließ mich von ihm beraten, welche Untersuchungen noch notwendig wären. Und so stellte sich heraus, daß Joy sehr gute Blutwerte hatte... Und wir wechselten natürlich sofort den Tierarzt!  

Es folgten bis zum 30.November drei weitere Anfälle und so begannen wir - mittlerweile Patienten der Tierklinik - mit der Gabe von Luminal (Phenobarbital). Außßerdem ließen wir (auf Anraten des Essener Tierarztes) ihr Blut auf FSME, Toxoplasmose und Borreliose untersuchen. Der Toxoplasmose-Titer war erhöht, nach einer Behandlung mit Antibiotika (Cleorobe) war die Toxoplasmose zwar überwunden, die Anfälle gingen aber weiter.

Bis zum 28.April 2000 wieder fünf Anfälle. Zusätzlich bekam sie jetzt Dibro Be (Kaliumbromid). Die Medikamente mußten jedesmal richtig eingestellt werden, d.h. die Konzentration der Medikamente wurde im Blut gemessen.

Trotzdem folgten bis zum 11.Dezember 16 Anfälle. Eine zwischenzeitliche Behandlung mit einer Bachblütenmischung und Rescue-Tropfen zeigte keinerlei Wirkung.

Am 15.Dezember ließen wir in der Tierklinik Hofheim/Taunus bei Joy eine Computertomographie des Schädels durchführen. Wieder keine Auffälligkeiten.

Nach sechs weiteren Anfällen (bis zum 1.Februar 2001) verabreichten wir ihr als drittes Medikament Mylepsinum (Primidon). Seit dem hatte sie bis zum 14.Mai acht weitere Anfälle. Das einzigst positive ist, daß die partiellen Anfälle (bei denen nur ein Teil des Gehirns betroffen ist), die sich bei Joy durch Zucken des Kopfes bemerkbar machen, nicht mehr aufgetreten sind.

Im Moment müssen wir davon ausgehen, daß Joy eine primäre (vererbte) Epilepsie hat. Trotzdem wollen wir noch ein EKG schreiben und die Schilddrüse untersuchen lassen. Ich rate jedem, seinen Hund im Falle eines epileptischen Anfalls gründlich untersuchen zu lassen, denn oft genug liegt eine sekundäre Epilepsie vor, d.h. die Anfälle haben andere Ursachen (Tumore, Organerkrankungen, Vergiftungen, Traumen etc.), damit man den Hund nicht unnötig mit Antiepileptika vollstopft. -siehe Epilepsie beim Hund

Bis zum 12.Juni vier weitere Anfälle (unter anderem drei hintereinander, da Valium bei ihr nicht die gewünschte Wirkung zeigt!). Wir haben die Dosis von Primidon nun erhöht, anschließend konnten wir den ersten Erfolg verbuchen, Joy war bis zum 30.August anfallsfrei! Am 2.September hatte sie allerdings schon den nächsten Anfall, dieser war aber Gott sei Dank nicht so heftig. Inzwischen haben wir auch ein EKG schreiben und die Blutwerte noch einmal kontrollieren lassen und es ist alles in Ordnung.

Joy hatte bis zum 25.November wieder insgesamt 12 Anfälle (u.a. 5 hintereinander!!!). Daraufhin fuhren wir am 29.November nach Trier zu unserer "Epilepsie-Spezialistin" . Sie schaute sich die Ergebnisse aller vorherigen Untersuchungen an, wobei sie den Schilddrüsenwert als zu niedrig empfand. (Unser Tierarzt hatte uns damals gesagt, der niedrige T4-Wert wäre nicht ungewöhnlich.) Sie ließ die Schilddrüsenwerte aber noch einmal kontrollieren und schickte uns daraufhin Euthyrox-Tabletten nach Würzburg, da Joy eindeutig eine Schilddrüsenunterfunktion hat. Die anderen Blutwerte waren sogar alle sehr gut.

Ob Joy's epileptische Anfälle wirklich mit der Schilddrüsenunterfunktion in Zusammenhang stehen wissen wir noch nicht. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß sie sowohl eine angeborene Epilepsie als auch eine Schilddrüsenunterfunktion hat. Jedoch kann evtl. ein normaler Schilddrüsenwert bewirken, daß die anderen Medikamente endlich die Anfälle unterdrücken.

Joy hatte am 13. Dezember und am 23. Dezember jeweils wieder einen Anfall! Mitte Januar müssen wir den T4-Wert kontrollieren lassen.

Am 26. Januar 2002 hatte sie erneut einen Anfall. Mitte Januar war der T4-Wert noch zu niedrig, Ende Februar sah es schon wesentlich besser aus (T4 bei 1,7/TSH bei 0,05). Anfang April werden wir ihn nochmal überprüüfen lassen...

Joy ist wesentlich munterer und verspielter als noch vor einigen Wochen.

Am 14. März wieder ein stärkerer und ein leichter Anfall. Das waren immerhin fast sieben anfallsfreie Wochen, für Joy eine lange Zeit!

Wieder jeweils 2 Anfälle am 5. und am 28. April. Vier Wochen später am 26. Mai gleich drei hintereinander. Die Schilddrüsenwerte sind wieder etwas zu niedrig, allerdings können wir die Dosis von Euthyrox nicht mehr erhöhen. Wir sind gerade dabei Dibro Be langsam zu reduzieren, um es dann ganz abzusetzen, da es anscheinend nicht viel bringt und ihr regelmäßig schlecht davon wird. Die Dosis von Mylepsinum werden wir etwas erhöhen.

Nachdem wir Dibro Be ganz abgesetzt hatten, folgten am 04. Juni ein, am 22. Juni vier und am 04. Juli fünf Anfäälle, die letzten beiden Male hatte sie danach Fieber und konnte die ganze Nacht vor lauter Hecheln kein Auge zumachen. :-( Also haben wir mit der Verabreichung von Dibro wieder begonnen. Auch wenn die Anfälle dann nicht wesentlich seltener auftreten, ohne Kaliumbromid hatte sie fast wöchentlich mehrere Anfälle, also schlimmer als je zuvor. Am 18. Juli wieder zwei Anfälle, allerdings im Abstand von einigen Stunden.

Am 30.Juli dann schon wieder einer, seitdem häufen sich die Anfäälle wieder. Am 15. August hatte sie gleich vier, wir befanden uns gerade im Auto auf der Rückfahrt unseres Urlaubes. :-( Am 29. August drei Anfälle. Mittlerweile bekommt Joy 2-3 Zäpfchen Valium, mit einer geringeren Dosis kann man die Anfälle nicht mehr unterbrechen.

Vom 11.September bis 26.Oktober wurde Joy mit Kortison behandelt, da unsere Tierärztin in Trier meinte, man könne auch eine Autoimmunerkrankung oder Allergie nicht ausschliessen. Leider brachte es mal wieder nicht den gewünschten Erfolg. Sie hatte am 13.September zwei, am 26.September vier und am 13.Oktober fünf Anfälle. Am 23.Oktober litt Joy an einem Magen-Darm-Virus mit mehrmaligem Erbrechen. Aber da ein Unglüück selten allein kommt, hatte sie in der gleichen Nacht auch noch vier Anfälle. :-( Wir sind immer wieder überrascht, wie gut sie das alles wegsteckt.......

Seit dem 24.Oktober verabreichen wir Joy zusätzlich einen Vitamin B-Komplex.

Am 17. November wieder vier Anfälle. Leider mußten wir das Vitamin B nach nur vier Wochen wieder absetzen, da sie unter starker Nesselsucht litt. Von unserer Tierärztin bekamen wir Selgian, ein Mittel bei angstbezogenen Verhaltensproblemen, zugeschickt. Eigentlich ist sie eher ein schreckhafter Hund und so könnte es sein, daß dieses Medikament dazu füührt, daß sie in solchen erschreckenden Momenten etwas gelassener reagiert. Laut unserer Tierärztin nimmt Selgian Einfluß auf das Angstzentrum im Gehirn und es könnte auf diese Art und Weise die Anfälle reduzieren (um das mal laienhaft auszudrücken ;-) ).

Joy hatte daraufhin die nächsten fünf Anfälle am 15. Dezember, das nächste Mal, am 15. Januar, allerdings nur drei. Unsere TÄ empfahl uns dann die Tabletten wieder abzusetzen, da sie sich mehr davon erhofft hatte. Dreieinhalb Wochen später kamen schon die nächsten fünf Anfälle, weitere zweieinhalb Wochen später, am 28. Februar, waren es zum ersten Mal sechs(!). Während dem sechsten Anfall lief Joy's Zunge blau an, was in mir eine totale Panik auslöste, wie sich jeder besorgte Hundehalter wohl vorstellen kann. Die Anfälle waren diesmal etwas stärker als sonst und sie hatte in letzter Zeit auch immer öfter Probleme das Wasser zu halten. :-( Nach diesen sechs Anfällen ging es Joy zum ersten Mal wirklich schlecht, sie war für mindestens eine halbe Stunde überhaupt nicht im Stande sich fortzubewegen, immer wieder gaben die Beine unter ihr nach. Zum ersten Mal wurde uns wirklich bewußte, daß es irgendwann ganz schnell zuende sein kann....... :-(((((

Da Diazepam gar nicht mehr zu wirken scheint, werden wir ihr das nächste Mal Chloralhydrat-Rectiolen verabreichen müssen. Die Dibro Be-Dosis haben wir ebenfalls verdoppelt. Ich hoffe, wir müssen so etwas nicht nochmal erleben...

Am 27. März hatte Joy morgens einen Anfall. Ich gab ihr gleich danach eine Chloralhydrat-Rectiole, weil ich nicht wußte wie schnell der Wirkstoff wirkt. Eine Stunde später war immernoch kein zweiter Anfall aufgetreten und so beschloss mein Freund mit den Hunden Gassi zu gehen. Auf dem Rückweg ging er beim Bäcker vorbei, als er raus kam lag Joy auf dem Boden und hatte erneut einen Anfall... Dabei blieb es aber dann aber Gott sei Dank auch.

Am 26.April waren wir auf einer Familienfeier, natürlich immer im Hinterkopf, daß es bald mal wieder soweit sein müsste. Durch den Lärm im Restaurant (und wohl auch durch den mangelnden Schlaf an diesem Tag) wurde Joy plötzlich sehr unruhig und mein Freund ging mit ihr vor die Tür. Sie fiel dann mitten auf der Straße um.... Ich verabreichte ihr dann anschließend gleich wieder Chloralhydrat und es blieb bei diesem einen Anfall. Auf der zweistündigen Autofahrt zurück schlief sie dann ohne Unterbrechung.

Wir haben jetzt zwar die Dosis der Medikamente erhöht, es sieht aber so aus, als ob hauptsächlich Chloralhydrat dafür verantwortlich ist, daß es bei diesen wenigen Anfällen geblieben ist - was uns natürlich sehr freut!

Im Moment geht es ihr sehr gut, sie hechelt zwar viel, weil ihr die momentanen Temperaturen schon wieder zu schaffen machen, aber ansonsten ist sie fast etwas aufgekratzt und schläft nicht so viel wie sonst.

Am 22.Mai hatte Joy 4 Anfäälle. Wir haben daraufhin die Dosis von Luminal und Dibro Be wieder erhöht. Die Werte liegen jetzt bei 40 (Phenobarbital) und 250 (Dibro Be). Daraufhin hatte sie am 14.Juni nur einen Anfall, am 07.Juli zwei im Abstand von mehreren Stunden. Anschließend hatten wir 8 Wochen Ruhe!!! Wir haben uns natürlich riesig gefreut, auch wenn wir schon damit rechnen, dass es meist nicht lange so bleibt. Am 01. und 02.September hatte sie dann jeweils einen Anfall. Seitdem bekommt Joy Taurin, eine Kapsel (500mg) am Tag. Sie ist ausgesprochen fit und sehr verspielt. Nur leider bleiben die Anfälle nicht aus. Nach 7,5 Wochen, am 24.Oktober hatte sie wieder zwei Anfälle. Den ersten hatte sie im Auto, als wir gerade einkaufen waren. Ich hab es Gott sei Dank rechtzeitig gemerkt. Der zweite fand dann auf dem Parkplatz statt. Seitdem geht es ihr wieder sehr gut.

Am 27. und 29. November hatte sie jeweils zwei Anfälle, dann erst wieder am 27. Dezember und am 01.Februar, auch wieder jeweils zwei. Wir haben Primidon mittlerweile ausgeschlichen und auch Taurin wieder abgesetzt. Die Leberwerte sind danach besser geworden. Der Phenobarbitalspiegel liegt mittlerweile wieder bei 32 (sie bekommt momentan 2x1,5 Tabletten Luminal tägl.). Im Moment geht es Joy sehr gut, sie hat nach langer Zeit mal wieder ein glänzendes Fell bekommen und ist auch sonst sehr fit. Ein Besuch bei einer Tierheilpraktikerin steht demnächst an, es könnte aber sein, daß eine homöopathische Behandlung zusätzlich zur schulmedizinischen nicht viel bringt. Wir werden sehen...

Wir haben jetzt den 14.Mai und Joy ist seit 3,5 Monaten anfallsfrei!!! Zweimal hatte sie die Vorboten eines Anfalls, aber beide Male ist er vorbeigezogen. Wir können es kaum glauben! Aus diesem Grund haben wir auch die Homöopathin noch nicht aufgesucht, da es durch die Behandlung zu einer Erstverschlimmerung kommen könnte. Vielleicht bekommt sie im Moment einfach die richtige Tabletten-Dosis, genau wissen wir es auch nicht, aber Hauptsache es geht ihr gut!

Langsam wird es wieder Zeit über Joy zu berichten. Es ist der 23.September und Joy ist bald 8 Monate ohne Anfall! :-))) Wir konnten das Luminal schon auf 2,5 Tabl. reduzieren und ich hoffe, wir schaffen es bald ganz darauf zu verzichten. Wir werden oft gefragt warum Joy keine Anfälle mehr hat, aber leider wissen wir es auch nicht genau. Vielleicht liegt es daran, daß sie schon lange nicht mehr geimpft wurde...?

So, nun haben wir schon den 12.Januar 2005 und ich hoffe, daß wir am 1.Februar Joys einjährige Anfallsfreiheit feiern dürfen. Sie bekommt nur noch eine Dibro und 1,5 Luminal. Wir werden die Dosis weiter verringern und vielleicht sind wir die Tabletten bald ganz los. Auch sonst geht es ihr sehr gut. Wir können es selbst nicht glauben, daß sie so lange keinen Anfall mehr hatte und ich hoffe das bleibt auch so...

 

Fortsetzung folgt....

 
     

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